Kuhn, Beate

Vorname: 
Beate
Nachname: 
Kuhn
Geburtsjahr: 
1927
Geburtsort: 
Düsseldorf
Geburtsland: 
Deutschland
Todesjahr: 
2015
CV: 

Beate Kuhn is born on July, 15, 1927 in Düsseldorf. Beate Kuhn belongs to the most leading German ceramic Post-War artists and is member of the famous Londoner Gruppe and Gruppe 83. As early 1982 KERAMION Museum staged a solo exhibition of her works, and she has participated in a number of other exhibitions there. On the occasion of her 80th birthday, the Stiftung KERAMION is staging a retrospective of her work. More than 90 works from the complete oeuvre of 1,500 pieces will greet the visitor. The collection is complemented by works from eight private and public collections. The retrospective will be presented from 6th May 2007 until 5th August 2007 in the Museum in Frechen, Germany.

The works of Beate Kuhn are known in the whole world. Her awards and honors are numerous. Beate Kuhn’s artistic work is characterized by her pottery: the potter’s wheel is her base tool. The sheer number of one-off pieces by the artist – more than 1,500, all bear her unmistakable and fascinating personal touch. Already during her studies at the Werkkunstschule in Darmstadt, she designed elegant avant-garde vases and a jar for the Rosenthal porcelain factory’s studio-line . These are 1950s’ classics. Her first autonomous works are sculpted vessels, which reveal her fascination with the oeuvre of Joan Miró and Paul Klee.

Throwing pots on the wheel was to determine her whole oeuvre. Already in the 1950’s visitors to the International Expo in Frankfurt were delighted by her intensively colored and painted works. This is surprising, as painted vessels were not trendy at the time.

Auf deutsch

Beate Kuhn wurde in Düsseldorf als Tochter des Bildhauers Erich Kuhn (1890–1967) und der Pianistin Lisa Kuhn geboren. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie ausgebombt und übersiedelte nach Hinterzarten im Schwarzwald. Nach dem Abitur 1946 in Neustadt studierte sie 1947–49 Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und 1949–51 an der Werkkunstschule in Wiesbaden Keramik bei Erika Opitz und Hans Karl Starke; diese Ausbildung schloss sie mit der Gesellenprüfung ab. 1951–53 folgte ein weiteres Keramik-Studium bei F. Th. Schroeder an der Werkkunstschule in Darmstadt.
1953–56 war Beate Kuhn in Lottstetten bei Waldshut tätig; dort gründete sie eine Werkstattgemeinschaft mit Karl Scheid (1929). 1956 übersiedelte die gemeinsame Werkstatt in Düdelsheim, heute einem Stadtteil von Büdingen; drei Jahre später kam noch Ursula Scheid (1932–2008), ebenfalls Keramikerin, hinzu. 2006 wurde das 50-jährige Bestehen dieser Werkstattgemeinschaft, zu der auch der Holzbildhauer Bernhard Vogler und seit einigen Jahren auch Sebastian Scheid (Sohn von Karl und Ursula Scheid), der ebenfalls Keramiker ist, gehört, mit einem großen Fest gefeiert. – Seit 1983 ist Beate Kuhn Mitglied der Gruppe 83, einer Gruppierung deutscher Keramiker, der nur Mitglieder der Académie Internationale de la Céramique (AIC) in Genf angehören können.

Werk
1953–57 entstanden Porzellanentwürfe für die Firma Rosenthal AG. Schon in den frühen 60er Jahren entfernte sich die Künstlerin zunehmend davon, Gefäße zu fertigen, die man im weitesten Sinne als Gebrauchsgegenstände bezeichnen kann. Stattdessen entstanden abstrakte Formen, die sämtlich aus gedrehten Teilen montiert sind, jedoch eher als Raumplastiken zu beschreiben sind. Die Größe der einzelnen Stücke variiert dabei von Kleinvasen bis hin zu monumentalen Brunnen und wandfüllenden Reliefs (z. B. im Hetjens-Museum in Düsseldorf und im Keramion in Frechen). Hinzu kommen figürliche Darstellungen von Tieren (vor allem Katzen), die jedoch ebenfalls aus gedrehten Teilen montiert sind.

Die Künstlerin gibt an, dass sie sich zum einen immer wieder von Naturstudien anregen lässt, die sie dann in abstrakte Formgebungen umsetzt. Zu diesem Zweck entstehen oft umfangreichen Skizzen. Auch die Titel der Werke spielen oft auf Naturbeobachtungen („Nebel im Wald“, „Busch am Bach“, „Bunter Baum“, „Monsterrelief“ etc.) an, die allerdings dann erst im Nachhinein bestimmten Stücken zugeordnet werden. Daneben gibt es auch viele Benennungen, die einen Zug ins Humoristische haben (z. B. „Parlament der Nasobeme“, „Busenbuch“, „Trompetenturm“) sowie programmatische Zyklen, die bestimmten Themen zugeordnet sind (z. B. „Arche Noah“, „Die vier Jahreszeiten“). – Eine weitere Inspirationsquelle ist die zeitgenössische klassische Musik; die Künstlerin nennt u. a. Giacinto Scelsi, Luigi Nono, Luciano Berio und viele andere Komponisten, deren Werke sie auch bei der Arbeit regelmäßig hört.

Beate Kuhn hat seit den 50er Jahren einen unverwechselbaren Stil ausgeprägt, dem sie stets treu geblieben ist. Innerhalb ihres Personalstils ist jedoch eine unübersehbare Vielfalt an Ausdrucksformen entstanden. Die Künstlerin scheut auch im hohen Alter Experimente nicht und wendet sich immer wieder neuen Gebieten zu – sowohl von der Thematik als auch von den Materialien her (z. B. die Einbeziehung von Glasplatten in ihre keramischen Plastiken, immer wieder neue Versuche mit unterschiedlichsten Glasuren etc.). So überschrieb die Museumsleiterin des KERAMION Gudrun Schmidt-Esters, die auch Vorstand der Stiftung Keramion ist, ihren Beitrag im Katalog zur Ausstellung aus Anlass des 80. Geburtstages im Keramion Frechen mit den Worten: „Die Gleichheit des Verschiedenen“.

Abbildungen: Portrait, um 1972, aus Keramische Kontrasten; Portrait; Blaue Zweige (Sammlung Museum Boijmans, Rotterdam); Object 'Wolkenmantel' (photographer Ulrich Philippi); white object; 'Music', 2-pcs. stoneware, 2011 (source: www.gruppe83.de), Signatur.

Bibliografie: 
  • Kuyken-Schneider, D. U., Keramische Kontrasten, 1972. Zeitgenössische Keramik aus Deutschland (mit Arbeiten von Walter Popp, Beate Kuhn, Karl Scheid, Ursula Scheid und Lotte Reimers), 1972 (Katalog bei der Ausstellung in Museum Boymans-van Beuningen Rotterdam).
  • Thormann, Olaf, Gefäss / Skulptur - Vessel / Sculpture; Keramik / Ceramics seit / since 1946 Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig, 2013.